Keine Musik für Egotrips

›Music for 18 Musicians‹ von Steve Reich in der Kölner Philharmonie

Die erste Begegnung des Ensemble Modern mit Steve Reich datiert zurück auf das Jahr 1995: Gemeinsam mit der London Sinfonietta und dem Ensemble intercontemporain hatte es ›City Life‹ in Auftrag gegeben. Reich begleitete die Proben minutiös. Seit 1966 hatte er mit seinem Ensemble ›Steve Reich and Musicians‹ einen spezifischen Kompositions- und Aufführungsstil entwickelt und war anderen Klangkörpern gegenüber zunächst zurückhaltend. Von klassisch ausgebildeten Musiker*innen fürchtete er eine gewisse Steifheit, die seiner pulsierenden Musik die Lebendigkeit nehmen könnte. Doch ›City Life‹ änderte alles: 2004 schrieb er, das Ensemble Modern habe intuitiv genau den Klang gefunden, den er sich erhofft hatte – mit einer fast jazz- oder popartigen Energie. Daraufhin entstand die Idee, auch ›Music for 18 Musicians‹ aufzuführen, das bisher nur sein eigenes Ensemble anhand rudimentärer verbaler Notizen spielte, da keine Partitur existierte. Erst eine Transkription der Aufnahme von 1976 ermöglichte eine Niederschrift. So konnte das Ensemble Modern das Werk mit Reich, zwei seiner Schlagzeuger und dem Dirigenten Brad Lubman als Supervisor einstudieren. Reich verstand diesen Prozess als Stabübergabe: Das Ensemble Modern wurde das erste Ensemble neben seinem eigenen, das ›Music for 18 Musicians‹ aufführte. Das Stück besticht durch eine raffinierte Besetzung und ist wie ein fragiles Objekt, das jederzeit zerplatzen kann: Es ist keine Musik für Egotrips. Die Magie entsteht, wenn alle Mitwirkenden in stiller Übereinkunft in denselben Groove und Klangraum eintauchen. Dann beginnt das Stück zu fliegen und entfaltet seine hypnotische Kraft. Mit dem Konzert in der Kölner Philharmonie feiert das Ensemble Modern den 90. Geburtstag von Steve Reich und eine jahrzehntelange künstlerische Partner- und Freundschaft.

Termine

6Jan

19.00
Uhr

Kölner Philharmonie

Köln
(Deutschland)

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