coincidences

Frank Zappa zum 80. Geburtstag, von Rainer Römer (Schlagzeug)

Beim Festkonzert ›40 Jahre Ensemble Modern‹ am 9.12.2020 in der Alten Oper Frankfurt stand beim letzten Stück ›Marche Fatale‹ von Helmut Lachenmann das große TamTam auf der Bühne. Es war Frank Zappa, der das haben wollte und weswegen wir es gekauft haben. Bei ›Yellow Shark‹ am Ende von ›G-Spo-Tornado‹ beim Konzert am 17.9.1992, auch in der Alten Oper Frankfurt. Seitdem heißt es Zappa-TamTam.

›Yellow Shark‹ wurde von Peter Rundel dirigiert. Er war Geiger beim Ensemble Modern. Das Festkonzert dirigierte Ingo Metzmacher. Er war Pianist beim Ensemble Modern.

Die Arbeit mit Zappa hat etwas gemacht mit dem Ensemble. Eine große Produzentin sagte nach der Uraufführung 1992 in der Alten Oper auf der Party (diesmal gab es keine); »The ensemble will never be the same!« – Wie immer man das auch verstehen mag.

Zu erleben, was es bedeutet, wenn jemand seine Arbeit nicht als Arbeit empfindet, sondern sie in das Leben als Haltung verwoben ist oder sogar identisch. Bei Zappa habe ich beobachtet, dass alles sehr langsam ging, aber unaufhörlich. Es gibt keinen Stopp. Es fließt und entwickelt sich.

Frank, Du wirst 80, wir sind 40. Halftime Tempo, wie man in der Musik sagt. Udo Wüstendörfer hat damals den Sound für unsere Varèse-CD gemacht, die Zappa zu produzieren begann, und auch jetzt hat er das Festkonzert in die Welt schallen lassen. Wir haben die Bühne des Großen Saals der Alten Oper bis auf den letzten Quadratzentimeter gefüllt. Das letzte Mal war das bei ›Yellow Shark‹ 1992.

1993 bei der Aufnahme von Varèses ›Désert‹ fragte Zappa in der Probe: »Is it possible to have a stereophonic setup?« Kurze Irritation, dann dieser unvergleichliche Zappa-Blick: »They don’t get it«. Dann aber die Reaktion von der Gruppe »Ok.« Seitdem kann man erleben, wie sich bei diesem Werk der Klangraum auf der Bühne öffnen lässt. Ein Nebeneffekt der ganzen Distanzhalten-Orgie ist, dass wir anders klingen, luftiger, größer. Wir sitzen weiter auseinander.

Frank Zappa, Du hattest viel vor. Neue Musik produzieren und Rock’n’Roll. Das hattest Du uns angeboten. Ali N. Askin hat das alles damals orchestriert und ins Ensemble geschrieben. Dieses Jahr kam eine handschriftliche Partitur von Ennio Morricone für unser Festkonzert. Durchscheinende Notation, sich fast auflösende Noten. Paul Cannon, unser Bassist, hat sie sorgfältig gelesen und Einzelstimmen angefertigt.

Einmal hast Du uns gefragt: »Have you ever played for 20.000 people?« Die Antwort war »Nein«. Heute, weiß ich, aber vor feinen, geduldigen Ohren ...