Kurt Weills ›Die sieben Todsünden‹

in einer Neufassung beim Beethovenfest Bonn
»Den Wein, den man mit Augen trinkt, gießt nachts der Mond in Wogen nieder.« Mit diesen Worten beginnt Arnold Schönbergs Melodram ›Pierrot lunaire‹ (1912) auf Gedichte des belgischen Dichters Albert Giraud – exzentrisch, fantastisch, grotesk. Einsam ist Pierrot, nur der Mond ist ihm geblieben. Im Konzert des Ensemble Modern beim Beethovenfest Bonn am 21. September 2019 wird Schönbergs ›Pierrot lunaire‹ kombiniert mit der Uraufführung einer Neufassung für Ensemble von Kurt Weills und Bertolt Brechts ›Die sieben Todsünden‹ (1933). Diese durch die Kurt Weill Foundation New York initiierte Neufassung des Komponisten und Posaunisten Christian Muthspiel und des Dirigenten, Komponisten, Chansonniers und »Weillianer« HK Gruber reduziert die ursprüngliche Besetzung auf 15 Instrumentalisten. Die Gesangsstimmen, die Dynamik und Phrasierung, ebenso die auf den ersten Blick einfach erscheinende, in Wahrheit aber raffinierte Harmonik und Stimmführung der Originalpartitur bleiben jedoch vollständig erhalten. ›Die sieben Todsünden‹, die sich auch populärer Musikstile der 1920er Jahre wie Tango, Foxtrott und Polka bedienen, wurden nach ihrer Uraufführung im Juni 1933 am Théâtre des Champs-Élysées rasch zu einem von Weills bekanntesten Werken. Die Schwestern Anna 1 und Anna 2 werden von ihrer Familie durch sieben amerikanische Großstädte getrieben und begegnen dabei den Versuchungen der sieben biblischen Todsünden. Nach und nach geben sie ihre Träume und Ideale auf und kehren zuletzt desillusioniert zu ihrer Familie nach Louisiana zurück. Nur »wo die Wasser des Mississippi unterm Monde fließen«, in Louisiana, ist das Glück. HK Gruber dirigiert das Ensemble Modern, die Vokalpartien übernehmen die Sopranistin Sarah Maria Sun und das Männervokalensemble amarcord.