Olga Neuwirth

›Lost Highway‹ in der Oper Frankfurt

Basierend auf David Lynchs Kinofilm ›Lost Highway‹, einer faszinierenden Verbindung aus Psychothriller, Horror und Film noir, hat die österreichische Komponistin Olga Neuwirth (*1968) gemeinsam mit Elfriede Jelinek 2003 ihr gleichnamiges Musiktheater vorgelegt. ›Lost Highway‹ ist die Geschichte des Jazzmusikers Fred Madison, der sich immer mehr seiner eigenen Existenz entfremdet. Zweifel an der Treue seiner Frau, an sich selbst, schließlich auch an ihrer und seiner eigenen Identität führen zu Obsessionen und einem wachsenden Realitätsverlust. Entlang des Drehbuchs führt eine überaus ambitionierte Erzähltechnik jede vermeintliche Linearität der Handlung permanent in Sackgassen. Die Szenen wechseln fieberhaft: Zeit und Raum sind genauso instabil wie Identitäten und Klangwelten. Olga Neuwirths Partitur ist die höchst komplexe Notation eines intermedialen Geflechts: Überblendungen sich verändernder Tonräume, eine aufwendige Liveelektronik sowie der multiple Gebrauch von vokalen Ausdrucksmöglichkeiten werden bereits in der Textur mit der visuellen Dimension konfrontiert. Die Integration von Video lässt die fiktionalisierte Realität verstärkt ins Virtuelle kippen – ein Zustand, der sowohl für den Protagonisten als auch für das Publikum bedrohlich wirkt und das Gefühl des Ausgeliefertseins erzeugt. ›Lost Highway‹, inszeniert von Yuval Sharon, ist ab dem 12. September 2018 in sechs Vorstellungen im Bockenheimer Depot mit dem Ensemble Modern unter der musikalischen Leitung von Karsten Januschke zu erleben.