Brian Ferneyhoughs Zyklus ›Umbrations‹

Von Witten über Frankfurt nach Paris, Huddersfield und Wien
Dicht und komplex: So heißen zwei der wichtigsten Attribute, wenn es darum geht, die Musik Brian Ferneyhoughs zu beschreiben. Wohl kein anderer aus der Generation des 1943 geborenen Briten fasst seine Vorstellungen in so feinmaschige, vielschichtige Strukturen. Doch die eigenwillige kompositorische Technik dieser »New Complexity« ist kein Selbstzweck. Kunst gilt Ferneyhough letztlich als Möglichkeit, unsere Realität zu befragen – gerade dadurch, dass sie sich abgrenzt von der Welt und allein auf ihre inneren Gesetze ausgerichtet wird. Dass dies durchaus nicht nur abstrakt sein muss, sondern auch historische Dimensionen nutzbar machen kann, zeigt Ferneyhoughs Zyklus ›Umbrations‹ (›Verschattungen‹), der von der Musik des englischen Renaissancekomponisten Christopher Tye inspiriert ist, die er in seiner Sprache fortschreibt. Die variablen Besetzungen der elf Sätze erinnern an die Renaissance-Tradition des »broken consort«, die englische Bezeichnung für die Verwendung von Instrumenten aus unterschiedlichen Instrumentenfamilien. »Die Zusammenführung der einzelnen Stücke, die über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren entstanden sind, ist weniger ein formal ausgewogener ›Zyklus‹, sondern eine offene Sammlung, deren Reihenfolge nicht durch das Kompositionsdatum bestimmt wird, sondern aufgrund ihrer Instrumentation, ihrer Kontraste und Ähnlichkeiten«, so Ferneyhough. Uraufgeführt von Arditti Quartet und Ensemble Modern am 5. Mai 2017 bei den Wittener Tagen für Neue Kammermusik und anschließend in Frankfurt zu hören, ist das Werk jeweils als Erstaufführung in Frankreich (Festival d'Automne à Paris, 7. Oktober 2017), Großbritannien (Huddersfield Contemporary Music Festival, 18. November 2017) und Österreich (Wien Modern, 23. November 2018) zu erleben.