Schrille Zwanziger

Abonnementkonzert Alte Oper Frankfurt

Goldene, schrille Zwanziger: In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg etablierte sich in allen Sparten eine pulsierende Kultur des Experiments und der Suche nach neuen Ausdrucksformen, des Vergnügens und der Lust am Leben. Am 16. März 2017 taucht das Ensemble Modern unter der Leitung von David Philip Hefti beim ›Fokus 20er Jahre‹ der Alten Oper Frankfurt tief in die musikalischen Extreme des bewegten Jahrzehnts ein. Stefan Wolpes 1926-1929 entstandene ›Suite from the Twenties‹ etwa, die mit Tango, Marsch, Charleston, Ragtime und Blues populäre Tanzstile jener Jahre adaptiert, bildet im Programm einen denkbar starken Kontrast zu Edgar Varèses ›Intégrales‹ (1924/25), in dem elf Bläser und vier Perkussionisten eine Vielzahl von grellen Klängen durchschreiten. Dazu gesellen sich Kurt Weills ›Suite Panaméenne‹, zusammengestellt aus der Musik für das Bühnenstück ›Marie Galante‹ (1934), und Hanns Eislers Kammer-Symphonie op. 69 (1940), deren Klänge der Komponist für den Film ›White Floods‹ erfand. Wie Eisler und Weill war auch Stefan Wolpe vor den Nationalsozialisten in Deutschland geflüchtet und schließlich in die USA emigriert. 1961 komponierte er sein ›Piece in three parts‹ für Klavier und 16 Instrumente, das in moderner Weiterentwicklung einen plastischen Eindruck davon gibt, wie nachhaltig die künstlerischen Erfindungen jenes »goldenen Jahrzehnts« wirkten.