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Ruang Suara

Zeitgenössische Musik aus Indonesien

Zeitgenössische Musik aus Indonesien

Komponisten und Interpreten aus Indonesien treffen auf das Ensemble Modern. Das mehrstufige Projekt ›Ruang Suara‹ (Klangräume) brachte im Oktober 2014 auf Initiative und in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Indonesien in einem mehrtägigen Workshop in Jakarta 16 Komponisten und Interpreten aus Indonesien mit dem Ensemble Modern und den Komponisten Johannes Schöllhorn und Manfred Stahnke zusammen. Gemeinsam experimentierten die Musiker mit westlichen und indonesischen Instrumenten und tauschten sich über unterschiedliche Stimmungssysteme, Notationen und Klangvorstellungen aus. Die acht ausgewählten indonesische Komponisten Dewa Ketut Alit (Ubud), Muhammad Arham Aryadi (Jakarta), Risydul Malik (Jakarta), Gatot Danar Sulistiyanto (Yogyakarta), Stevie Jonathan Sutanto (Jakarta), Gema Swaratyagita (Surabaya), Muhamad Taufik (Jakarta), Joko Winarko (Surabaya) waren im Januar 2015 zu einem Workshop in Frankfurt zu Gast und erhielten dann den Auftrag, Werke eigens für das Ensemble Modern zu entwickeln, die im Oktober 2015 im Frankfurt LAB uraufgeführt und im Anschluss in Indonesien (Jakarta, Yogyakarta, Bandung) präsentiert wurden.

Dewa Ketut Alit spekuliert mit Harmonien und Rhythmen, die auf einer raffinierten Entwicklung des balinesischen Gamelans basieren, und überträgt diese Experimente auf das westliche Instrumentarium. M. Arham Aryadi und Stevie Jonathan Sutanto erweitern in ihren Kompositionen das Instrumentalspiel eines gemischten Ensembles aus westlichen und indonesischen Instrumenten um elektronische und audiovisuelle Elemente. Joko Winarko verbindet szenische Aktionen mit Rhythmen und Melodien aus der Gamelan-Tradition und reflektiert so auch die indonesische Tradition einer Idee der Einheit von Theater, Tanz, Instrumentalmusik und Gesang. Auch Ris Banbos kombiniert das Ensemblespiel mit Gesängen, Tänzen und Instrumentalmelodien anderer teilnehmender Komponisten. Bei Taufik A. Adam, Gatot Danar Sulistiyanto und Gema Swaratyagita spielt das Interesse an neuen Klängen und der Körpersprache der Musiker eine große Rolle. In den künstlerischen Ansätzen zeigen sich nicht nur unterschiedliche Hintergründe, Erfahrungen und Ausbildungen, sondern auch ein sehr bewusster Umgang mit der eigenen Tradition. Im lebendigen Austausch zwischen Komponisten und Interpreten entstehen komplexe Zusammenhänge über kulturelle und künstlerische Grenzen hinaus: ein multikultureller Dialog der Kunstformen, bei dem die Musik der Gastgeber ist.

Der international renommierte, britisch-äthiopische Videokünstler Theo Eshetu hat diese interkulturelle musikalische Begegnung filmisch festgehalten. Seine experimentelle Dokumentation RUANG SUARA: SOUNDSCAPES gibt Einblicke in den Workshop in Frankfurt. Der Kurzfilm wird vor den Konzerten gezeigt.

Das Ensemble Modern realisierte vorbehaltlos zuweilen skuril anmutende Geräuschideen, die sich in eigentümlicher Weise mit sehr traditionellen, teilweise religiös grundierten Haltungen verbanden.Rhein-Main-Zeitung, Benedikt Stegemann
Nicht ganz verwunderlich war, dass das boden­ständigste Werk mit wunderbar sacht verzerrten Saitenglissandi und eben so sacht aber intensiv irritierend animierten Blicken eines Films vom Jüngsten stammte:›Mata and Senar‹ von Stevie Jonathan Sutanto.Frankfurter Rundschau, Bernhard Uske
// Video

RUANG SUARA: Soundscapes, 2015, Video, 16 min, Kompositionsauftrag der KfW Stiftung