Liberté d'action
Szenisches Konzert mit Texten von Henri Michaux
»Ich reise nicht mehr. Reisen, was für ein Interesse sollte das für mich haben?«, hört man die helle, brüchige Stimme David Bennents sagen, und unwillkürlich ist die Gegenwart präsent, ein Stich ins Herz. Klänge von präparierten Klavieren, eine Stimme und Live Elektronik, die Körper des Schauspielers und zweier Pianist*innen. Der ›Liberté d'Action‹, der Handlungsfreiheit, sind auf der Bühne enge Grenzen gesetzt — wie im richtigen Leben.
Im Mittelpunkt der neuen Arbeit des Theatermachers und Komponisten Heiner Goebbels steht das Werk eines unangepassten Einzelgängers und Außenseiters: Henri Michaux (1899–1984). Ein herausragender Maler und zugleich ein höchst moderner, sprachgewaltiger Dichter. In seinen poetischen, beschwörenden und explosiven Texten betreibt er eine Art Exorzismus gegen sich und den Rest der Welt.
Michauxs grundlegendem Misstrauen der Sprache gegenüber entspricht in diesem szenischen Konzert die Stimme David Bennents, die — im französischen Original und in deutscher Übersetzung — auf so virtuose wie vielfältige Weise agiert. Immer wieder aber wird ihr der Platz streitig gemacht von den akustisch-musikalischen Aktionen der Klaviere.